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Das aus der Gründerzeit stammende Quartier Basel-Gundeldingen, mit seiner ebenen Ausdehnung zwischen Gleisanlagen und Bahnhof SBB im Norden sowie dem südlich ansteigenden Plateau des Bruderholz, wurde im 19. Jahrhundert mittels eines Rasters städtebaulich erschlossen, indem grosse rechteckige Blöcke angelegt wurden. Die Schmalseiten der Blöcke liegen an den drei wichtigen Erschliessungsstrassen Güter-, Dornacher- und Gundeldingerstrasse. Zwischen beiden letzteren liegt ein Block, in dem sich ein besonderes L-förmiges Grundstück befindet. Darauf stehen sechsgeschossige Wohnhäuser jeweils an der Dornacherstrasse und der Laufenstrasse sowie rückwärtig von ihnen ein ehemaliger Handwerksbetrieb. Dieser besteht an der Ostseite des Grundstücks aus einem eingeschossigen Riegel, über dem 90° verdreht ein zweigeschossiger Bürotrakt aufliegt. Hinter diesem schliesst eine spektakuläre Shedhalle an. Über Toreinfahren durch die beiden Wohnhäuser erschliesst sich ein grosszügiger gemeinsamer Hof, der, wegen seiner vollflächigen Unterkellerung, zur Gänze versiegelt ist.

Für dieses Ensemble wurde eine Vision entwickelt, um auf die drängenden Fragen der Zeit antwortend zu intervenieren. Wichtigster Eingriff wird das Erweitern des öffentlichen städtischen Raumes der Strasse in den Hof sein. Dies wird erreicht durch gewerbliche Nutzungen in den Erdgeschossen der Wohnbauten sowie im Hofgebäudekomplex, welches dafür ein hohes Potenzial aufweist. So wird der ostseitige Riegel für eine gewerbliche Nutzung mit Attraktionsgrad, eventuell ein Sport- oder Yogastudio, bestimmt. Die Shedhalle wird mit ihrem postindustriellen Charme ein passender Standort für einen Handwerksbetrieb in der Art einer Velowerkstätte sein. Während die Wohnnutzung der strassenseitigen Bebauung durch geringfügige Veränderungen aufgewertet und dabei die ästhetische Erscheinung nur gering modifiziert wird, kommt es im Hofgebäude zum grössten Eingriff, indem im Bürotrakt vier Maisonettewohnungen eingebaut werden. Das heutige Erscheinungsbild mit seinen Sichtbetonflächen soll dabei durch gezielte Massnahmen so weit wie möglich erhalten bleiben, obschon weitreichende energetische Ertüchtigungen notwendig sein werden. 

Mit den Umbaumassnahmen, dem Angebot an einem Nutzungsmischung sowie der ästhetischen Aufwertung wird hier ein ansprechendes Ensemble im gründerzeitlichen Quartier geschaffen, das durch die Öffnung des Blockes die Transformation einer ehemaligen «terra incognita» hin zu einem belebten und attraktiven Innenhof anzeigt. Dieser soll für Bewohner:innen wie auch für Nutzer:innen von auswärts gleichermassen als Aufenthaltsort dienen. Ganz im Sinne von Walter Benjamins Idee der porösen Stadt wird der ehemals geschlossene Block geöffnet, in dem Angebote der Dienstleistung zu urbanem Leben führen und so dem Quartier ein Stück neu erlebbaren Raum zurückgeben.

Text: Harald R. Stühlinger

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